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23.08.17

Deutsche Meisterin in Immenstadt am Alpsee

Natürlich war die Vorfreude auf das Rennen riesig. Ich habe einfach großen Spaß daran, zwischen Kühen, saftigen Wiesen in einem ständigen Auf und Ab durch das schöne Allgäu zu kurbeln. Nicht ohne Grund wohne ich wieder unweit dieser schönen Landschaft und verbringe somit einige Zeit meines Radtrainings im Allgäu. Trotzdem war ich acht Tage vor dem Rennen noch einmal auf der Radstrecke. Die Tage darauf waren heiter bis wolkig beziehungsweise es war Respekt vor dem Halbmarathon und Freude auf den Anstieg nach Diepolz. Die Startzusage von Daniela Ryf habe ich für mich mit einem „Aha“ kommentiert, denn soviel Selbstbewusstsein kann man gar nicht haben, um zu denken sich an ihr im Rennen orientieren zu können. Somit war es mir auch im Vorfeld egal, ob ich im Ziel eine viertel oder halbe Stunde Rückstand auf sie haben würde, denn Daniela ist Schweizerin und kann nicht Deutsche Meisterin werden.

Kurz vor dem Rennen dann das übliche Prozedere: der Gummi meiner Schwedenbrille aus meiner Jugendzeit hält immer noch, Anjas Neo schwimmt sich immer noch gut, Vorder- und Hinterrad drehen sich, ein paar Kabelbinder am Rad haben noch nie geschadet, die Gangschaltung ist mechanisch aber dafür ohne Automatik, die Speicher sind gefüllt, ein voller Bauch fühlt sich besser an, ausgeschlafen sieht man auch viel mehr und die allgäutypische Wettkampfbekleidung passt auch noch.
Vor dem Start war es eigentlich wie immer. Ich fühlte mich nicht besonders aufgeregt, ich freute mich. Das Ergebnis des zivilisierten Frauenschwimmens bei Sonnenaufgang hinter einem Boot das nicht die Richtung vorgibt war wie in den vergangenen Rennen nicht sonderlich überragend. Nach den ersten Höhenmetern in der engen Wechselzone angekommen, rammte ich mir erst einmal mein Rad voll an den Oberschenkel (der ist heute blau). Nachdem ich sicher auf dem Rad saß und über meinen vierminütigen Rückstand informiert wurde, hatte ich zugleich mein Standardmotto parat: Attacke auf dem Rad! Das fiel mir natürlich nicht schwer. Bereits bei rund km 35 hatte ich aus dem Rückstand einen Vorsprung von knapp einer Minute auf die Zweitplatzierte in der DM Wertung heraus gefahren. Ich fühlte mich wohl auf meinem ebay Eigenbau und fuhr bis in die zweite Wechselzone einen Vorsprung von rund sieben Minuten auf die zu diesem Zeitpunkt zweit- und drittplatzierten deutschen Damen, Anna Lena Pohl und Tamara Hitz, heraus. Daniela hatte zu diesem Zeitpunkt schon rund 4 km auf der Laufstrecke zurück gelegt.

Laufen bis km 8 war ganz gut, dann hatte ich einen Durchhänger, vielleicht mangels Motivation von außen oder auch mangels Cola. Nachdem ich auf der anderen Seite des Kuhsteiges wieder unten war ging es dann wieder besser. Spätestens am Wendepunkt in der Innenstadt hatte ich die Gewissheit – das wird mein Tag. Nach knapp viereinhalb Stunden Renndauer erreichte ich als neue Deutsche Meisterin unter tosendem Applaus den Zielbogen am Alpsee. Daniela war zu diesem Zeitpunkt sicherlich schon geduscht.

Die ersten knapp zwei Stunden waren dann nicht so angenehm. Dopingkontrollen sind sinnvoll, wichtig und müssen sein. Aber wenn man dafür knapp zwei Stunden festhängt ohne Essen, dann ist das fast zu viel des Guten. Egal, auch wenn ich nach dieser langen Wartezeit bei der Zielverpflegung keinen Kaiserschmarren mehr bekommen habe, konnte ich trotzdem die letzten Höhenmeter des Tages auf das oberste Treppchen bei der Siegerehrung meistern. An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch an Daniela Ryf für ihr herausragendes Rennen und an Anna-Lena Pohl sowie Tamara Hitz, die das Podium komplettierten!

Ein Tag nach dem Rennen wurde ich mit müden Gliedern aus dem Tiefschlaf geweckt und habe anschließend wieder für die deutsche Automobilindustrie konstruiert.

Mein Fazit zur Deutschen Meisterschaft: auf einer tollen anspruchsvollen Strecke Deutsche Meisterin zu werden macht mich glücklich und stimmt mich zuversichtlich für weitere Erfolge, aber eines ist mir bewusst: kaufen kann ich mir davon auch nichts. Vor allem kein Auto bei dem ich selbst mitkonstruiert habe.

Ein riesiges Dankeschön an meine liebe Familie, Freunde und Bekannte am Streckenrand, Partner und Unterstützer. Ohne Euch wäre alles nur halb so schön!

Eure Lena

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